Sonntagskind

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Ich weiß auch nicht, warum ich ihm das alles erzählt habe. Plötzlich ist es alles aus mir herausgebrochen. Ich habe ihm erzählt von der Einsamkeit, der Sehnsucht, der Leere, der langen Liste gescheiterter Versuche, von meiner Ahnungslosigkeit, was zwischenmenschliche Beziehungen angeht. Ich habe ihm erzählt von meiner Selbstübergabe ans Meer. Vom Flimmern. Dem allgegenwärtigen und alles bestimmenden Flimmern.

„Wir sehen uns“, hatte er gesagt. Und dann stand er am nächsten Morgen mit scheußlichem To-go-Kaffee und fettigen Croissants vor der Tür meines Hotelzimmers. Noch bevor wir uns diesem beispiellosen Genuss hingeben konnten, drückte er seine Erektion an meinen Arsch. Nach dem Sex lagen wir im zerwühlten Bett, tranken kalten, wirklich scheußlichen To-go-Kaffee, aßen fettige Croissants und ich habe ihm das alles erzählt. Und er hat mich dabei angesehen und mir einfach zugehört.

Jetzt sitzen wir am Strand und starren in die Ferne. Dorthin, wo sich Wellen und Flimmern am Horizont küssen. Vielleicht habe ich ein paar Tränen in den Augen. Aber nicht von Sonne, Salz und Sand. Vielleicht bin ich wirklich ein bisschen gerührt. Von unseren Küssen. Vielleicht ist das mein Happy End. Wenigstens für jetzt. Vielleicht bin ich auch nur naiv.

Ich bin definitiv nur naiv! Warum bitte sollte es mit ihm anders laufen als mit irgendeinem anderen Typen? Weil ich ihn mit meinem zerstörten Make-up, meiner überragenden Lächerlichkeit und meinem immensen Dachschaden so für mich eingenommen habe? Bestimmt! Wer wäre da nicht vollkommen verzückt?

Hektisches Flimmern in meinem Kopf. Ich versuche, Halt im Sand zu finden, um möglichst elegant und energisch aufzustehen. „Muss weg“, murmele ich und stolpere aufwärts. Elegant und energisch. Bekomme ich nie hin. Hektisch und lächerlich ist mein Style.

Er greift nach meiner Hand und steht auf. Elegant und energisch. Natürlich. Wir stehen am Strand und der warme Wind streichelt unsere sonnengeküsste Haut. Er nimmt mich in den Arm und küsst mich auf die Stirn. Es ist eine sehr lange, sehr warme Umarmung.

– Fin –