Es gibt das Leben. Es gibt den Tod. Und es gibt etwas dazwischen. Limbus. Die Frage ist: Ist die Vorhölle nicht eigentlich noch schlimmer als die Hölle? Die Hölle ist Endstation. Drops gelutscht, schlimmer kann’s nicht werden. Die Vorhölle ist ein Ort der Ungewissheit. Und der ständigen Angst vor Schlimmeren.
Das Dazwischen lähmt alles. Vor allem das Leben. Die Welt dreht sich, die Zeit rinnt, das Leben, mein Leben steht still. Warum sollte ich leben? Was habe ich davon schon zu erwarten? Noch mehr Schmerz? Noch mehr Verlust? Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, was mir noch Freude bereiten sollte. Und würde Freude nicht unausweichlich zu Schmerz führen? Habe ich das Recht, mich zu freuen, nachdem die Katastrophe hereingebrochen ist?
Ich kann mit nicht vorstellen, welchen Sinn es haben sollte, wenn ich mein Leben fortsetze. Würde es überhaupt jemandem auffallen, wenn ich es nicht täte? Ich habe überhaupt nichts beizutragen zu diesem Leben. Nicht zu meinem eigenen und noch weniger zu dem anderer.
Das Leben ist so schwer, dass es mich tief in die Matratze presst. Soll es doch. Das Bett ist der tröstlichste Ort. Der Druck der Matratze an meinem Körper ist das, was einer Umarmung am nächsten kommt. Wenn ich im Bett liege, ist es egal, ob sich die Welt dreht. Mir ist es egal und der Welt ist es egal. Es ist egal, ob die Zeit rinnt. Mir ist es egal und der Zeit ist es egal. Ich bin aus dem Leben ausgestiegen. Und jetzt hänge ich irgendwo dazwischen.
Limbus. Jemand hat die Hinweisschilder zum Heilsweg abgeschraubt. Von hier aus kann es also nur noch abwärts gehen.
(7. Angst)
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