Fahrradfahren. Eine vollkommen alltägliche, praktische, ja sogar nützliche Tätigkeit. Manchen Menschen bereitet sie sogar Freude. Früher habe ich übers Fahrradfahren nie nachgedacht. Es ist wie atmen: Macht man einfach.
Tatsächlich gehört das Fahrrad zu den unsichersten Verkehrsmitteln. Nur Motorräder sind schlimmer. Selbst zu Fuß ist man sicherer. Dummerweise kann ich für meine alltäglichen Wege kein Schiff nehmen.
Fahrradfahren also. Das letzte Mal, als ich mich dieser überraschend riskanten Tätigkeit widmete, ist die Katastrophe hereingebrochen. Da steht es nun also vor mir. Mein Fahrrad. Ich stehe vor ihm. Dem Fahrrad. Ich weiß nicht einmal, wie es zurück nach Hause gekommen ist. Nachdem die Katastrophe hereingebrochen ist. Ich sehe mein Fahrrad vor mir und ich höre den kurzen, spitzen Schrei meiner Schwester. Ich sehe mein Fahrrad vor mir und ich sehe ihr dunkles, dickes Blut auf dem Beton. Ihr Blut in ihrem Haar. Ihr Blut auf ihrem Gesicht. Ihr Blut auf meinen Händen.
Meine Kehle schnürt sich zusammen. Mein Magen folge ihrem Beispiel. Mir ist schlecht. Mir ist schwindelig. Die Welt dreht sich. Sie dreht sich um Erinnerungsfetzen in blutrot. Mein Herz rast. Mein Atem versucht, sich seinem Tempo anzupassen. Ich sacke zusammen. Blutrot. Ich schaue auf meine Hände hinunter. Ich sehe immer noch ihr Blut auf meinen Händen. Ich schaue zum Fahrrad hinüber. Vielleicht kann ich doch das Schiff zum Supermarkt nehmen.
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